Mehr noch als mit Hitze und geteilten Twinnies ist mir der Sommer, der Sommer meiner Kindheit mit Klängen in Erinnerung. Nachmittag, das Klappern des mittäglichen Abwaschs war vorbei, die Küchentür angelehnt, die Eltern machten ein Nickerchen, jeder sich selbst genug. Summende Stille, Wind in der Weide, in der Wiese zirpten Heuschrecken.
Wir klemmten Pappendeckel zwischen die Speichen unserer Räder, die dann Hügelab knatterten wie Mopeds. Das Schilf am Weg zum Teich war so hoch, dass wir es wie Schwimmer mit den Armen teilen mussten. Es raschelte, wie später die Seiten von Kontiki oder Enid Blytons Abenteuerbüchern, die wir am Binnenmeer verschlangen. Wir pressten schmatzend Schlick durch unsere Zehen, ließen unter Johlen Regenbogenfontänen aufsteigen, fochten in der Gischt frenetische Seeschlachten, eroberten von der Kommandohöhe am Uferfelsen lauthals Traumreiche, fielen zurück auf unsere Badetücher und in Schweigsamkeit, in Geschichten vom Meer, und alle waren wahr.
Eine Libelle schwebte über dem Wasser, für Momente lautlos an derselben Stelle, dann, aufgescheucht, im surrenden Seitwärts an einen neuen, schwebenden Ruhepunkt. Manchmal sirrte sie hin und her, vor dem Gewitter, das sich durch scheinbaren Stillstand ankündigte. Donner, knacksende Flucht durch das Schilf zur Hütte, das Blut pocht in unseren Schläfen. Peitschen am Fenster, Prasseln am Blechdach, Trommeln, dann Rauschen. Auch das war Sommer.