Deborah Levys „Was ich nicht wissen will“
Entfremdung
Eine Erwiderung auf George Orwells Warum ich schreibe
Wiener Zeitung, August 2015
Winterreise
Mit dem Roman „Heim schwimmen“ wurde sie bekannt, 2013 folgten mit „Black Vodka“ Erzählungen existenzieller Verlorenheit. „Was ich nicht wissen will“ ist nun Deborah Levys persönlichstes Buch. Rahmenhandlung ist eine Winterreise in eine abgelegene Pension auf Mallorca, wo sie einem chinesischen Ladeninhaber ihre Geschichte erzählt, von ihrer unglücklichen Kindheit in Südafrika ohne Vater – er war als ANC-Mitglied eingesperrt – bis zum Exil in England. In der Zeitreise wird spürbar, warum Levys Geschichten oft zwischen Verletzung, Entfremdung und Halt-Suche mäandern.
Der Untertitel des schmalen literarischen Essays heißt „Eine Erwiderung auf George Orwells Warum ich schreibe“. Levy nimmt aus weiblicher Perspektive auf Virginia Woolf Bezug, auf Sylvia Plath und Marguerite Duras: Etwa in Gedanken zur Mutterschaft, wo die Erwachsene von der arroganten Off-Stimme ihres jugendlichen Alter Ego verfolgt wird. Levy verbindet dabei (viel) intellektuelle Strenge mit (manch) poetischer Ausdrucksstärke.
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Deborah Levy: Was ich nicht wissen will
126 Seiten
Aus dem Englischen von Barbara Schaden
Wagenbach, Berlin 2015